Über die „Schönheit“ von Sichtbeton

Langen Foundation auf der Raketenstation im Kreis Neuss, eröffnet: 2004
Architekt: Tadao Ando

Das Gebäude der Langen Foundation als Museumsbau für wechselnde Kunstausstellungen besticht durch eine sehr klare Architektur und interessante Raumerlebnisse. Die Kargheit der verwenden Materialien Glas und vor allem Sichtbeton lässt den ausgestellten Werken den nötigen Raum. Es wurde besonderer Wert auf die exakte Gestaltung der Betonoberflächen gelegt, sowohl außen als auch innen. 2004 wurde das Gebäude eröffnet. Die Fotos zeigen den Zustand vom Juni 2015.

Der erste Eindruck ist der prägende, sagt man.

Langen Foundation 6 1000   Langen Foundation 7 1000

Nach nur 11 Jahren sieht die Oberfläche des besonders sorgsam hergestellten Beton dreckig aus. Die ersten Risse sind erkennbar. In den nächsten Wintern wird es Abplatzungen geben, die eine Betonsanierung nötig machen werden.

Gehen wir weiter dem Eingang entgegen.

Langen Foundation 1 1000   Langen Foundation 2b 1000

In dem lang gestrecktem Glashaus des Einganggeschosses  befindet sich ein eingestellter Betonkubus. Hier arbeiten die Mitarbeiter des Empfangs. Trotz der Dauerlüftung des Glashauses durch offene Gitter am Fuß der Fassade überhitzt der Empfangsbereich im massiven Betonkubus im Sommer. Im Winter wird es kalt. Es kann hier nicht geheizt werden. Für die Mitarbeiter sollte das eigentlich nicht zumutbar sein. Jetzt behelfen sie sich mit Ventilator und Heizlüfter.

Im Innern wettergeschützt funktionieren die Sichtbetonwände wie ursprünglich geplant. Über die Ästhetik von Sichtbeton kann man sicher streiten, doch soll das hier nicht Thema sein. In den Ausstellungsräumen fällt auf, dass hier ein ungewöhnlich lauter Hall vorherrscht. Die harten Betonoberflächen bewirken einen unangenehm lauten Hall. Ein weicher, angemessen dezent strukturierer (Lehm-)Putz zum Beispiel, wäre in dieser Beziehung sicher angebrachter.

Wir gehen wieder und finden bei Ausgang den ersten Eindruck bestätigt.

Langen Foundation 3 1000   Langen Foundation 5 1000

Mit Verlaub, gemessen an den nicht geringen Ansprüchen eines international anerkannten Stararchitekten, halte ich ein solches Ergebnis für mangelhaft.

Materialien müssen altern können. Sie sollten nicht schon nach kaum mehr als 10 Jahren sanierungsbedürftig sein. Gut, die Gewährleistung endet nach 4 bis 5 Jahren. Zukunftsfähiges, nachhaltiges Bauen geht anders. Möglich wäre es gewesen. Schade um die vertane Chance.

Ach ja, es mag kleingeistig klingen, aber Fachwerkhäuser haben noch nach einigen Hundert Jahren ihren Charme. Auch eine Modernisierung mit den richtigen Materialien verlängert ihre Lebensbauer um weit mehr als 11 Jahre…

 

Ein Beitrag aus der Reihe kleingeistiger Nörgeleien