Archiv der Kategorie: Nachhaltigkeit

Zum Thema Fachwerksanierung …

… ein schöner, guter Beitrag. Das Gezeigte, Gesagte gilt übrigens gleichermaßen für den Neubau: keine Konstruktionen, die dichtende Materialien verwenden oder gar notwendig machen.

Nachhaltig war die Renovierung damals sicher nicht. Nachhaltig war die ursprüngliche Konstruktion, dauerhaft, veränderbar, anpassbar – auch im Sinne heutiger Anspüche an die Behaglichkeit und Energieeffizienz. Allerdings muss man wissen wie mit so einem Haus umzugehen ist. Aber gilt das nicht für alles?

Video via Youtube erstellt von http://www.antik-greef.de/ – Herzlichen Dank!

 

Gründach noch immer exotisch

So sehen sie aus, die meisten Flachdächer. Fragt sich warum? Sie sind häßlich und wenig intelligent. Häßlich? Naja, ich glaube, das sieht jeder. Dumm, weil Bitumenpappen weder wirklich einfach zu verlegen sind, z.B. im Vergleich zu wurzelfesten EPDM-Bahnen, noch sind sie besonders dauerhaft. Während Gründächer gerne ohne weiteres 30 Jahre und länger halten, müssen Bitumendächer nach 10 Jahren zumindest nachgebessert werden. Die grauen Dachdichtungen müssen Temperaturdifferenzen von 80 – 100° C aushalten. Im Sommer können es im Tagesrythmus gerne 60 – 80° C sein. Bei einem Gründach sind es nur rund 25° C. Das bedeutet für die Dichtbahn erheblich weniger Stress. Belastungen durch UV-Bestrahlung gibt es beim Gründach auch nicht.

Thema sommerlicher Wärmeschutz. Die Temperatur einer besandeten Bitumenbahn beträgt schnell 80° C bei direkter Sonneneneinstrahlung, die einer Dichtbahn unter einer Begrünung, wie gesagt, etwa 25° C. Hinzu kommt die Phasenverschiebung, also die Trägheit der Erwärmung nach der kühlen Nacht, ein wichtiger Faktor beim sommerlichen Wärmeschutz.

Was kostet ein Gründach? Es ist naturgemäß etwas teurer als keine Begrünung, denn es ist ja etwas auf dem Dach, was sonst dort nicht wäre. Das Verlegen der Dachdichtung kostest nicht mehr. Es kann sogar billiger sein. Wenn EPDM-Bahnen deutlich teurer sind als Bitumenbahnen liegt das nicht am Material, sondern am Verarbeiter. Es gibt sehr aufwendige Gründachaufbauten, die einiges an Geld kosten, auch wenn sie gut sind. Ich halte sie allerdings meist für übertrieben. Es geht auch kostengünstig einfach – auch in Eigenleistung.

     
    

Die Bilder zeigen einen einfachen und recht dünnen Gründachaufbau, den ich 1987 über zwei Jahre getestet habe. Die Schichten von unten nach oben: wurzelfeste Dachdichtung, Blähton Dänage- und Wasserspeicherschicht, Filtervlies, Erdsubstrat, Sedumsetzlinge und Gräser-Kräuter-Saatmischung. Den Rest macht die Natur kostenlos.

Das zweite Bild oben zeigt ein von mir gebautes Gründach auf einem Gartenhaus im zweiten Jahr. Erstaunlicherweise hat das Haupthaus, ein 60er-Jahre-Flachdach-Bungalow, 20 Jahre später noch immer keine Dachbegrünung. Verstehen muss ich das nicht…

 

Ärger um Dämmstoffmüll

Architekturkritik einmal anders:

Ein Kommentar zum, durchaus als beispielhaft anzusehenden, Artikel der Internetseite der Interessengemeinschaft Bauernhaus IgB zum Thema Polystyrol-Dämmung:

igb-aerger-um-daemmstoff-muell-161110

Da wird u.a. gefragt wer denn die Folgekosten, die Entsorgungskosten zu tragen hat. Nun, wer hat denn das Polystyrol gekauft? Wer hat sich nicht schlau gemacht – liebe Architekten, liebe Handwerker, liebe Bauherren? Liebe Käufer von derart falsch gedämmten Häusern, bedenkt beim Kaufpreis eben diese (und andere ähnliche) Folgekosten, denn sonst seid Ihr die Dummen, die die Zeche bezahlen. Keiner wurde gezwungen Polystyrol oder andere Nichtnaturbaustoffe zu kaufen. „Der Verbraucher ist immer der Dumme“ – hm, wieso eigentlich? Anbieten kann doch jeder was er will, darum müssen wir doch nicht alles kaufen. Oder wie war das mit dem mündigen Bürger? …

Kleine Anmerkung: Aus meinen Baustellen hat es noch nie Polystyrol und auch keine Ortschäume welcher Art auch immer gegeben. Es war nie nötig.

 

Architekturkritik – Große Geste oder nachhaltige Schönheit?

Vielleicht ist es ja nur die kleingeistige Rache des Provinzarchitekten, der seinen Neid gegenüber den großen Stars der Branche einfach nicht für sich behalten kann. Oder fehlt es an Weltgewandtheit und großzügigem Denken, anstatt sich mit den Kleinigkeiten des täglichen Lebens auseinanderzusetzen?

Vielleicht ist es aber doch das genaue Hinsehen von einem, der eben nicht nur nach großer Geste, sondern nach guter handwerklicher Arbeit, gestalterischen Zeitlosigkeit und baukonstruktiver Langlebigkeit sucht. Sind die eigentlichen Stararchitekten nicht die, die gestalterisch gut praktische Intelligenz umzusetzen vermögen und dabei die Umwelt, den Ort des neuen Gebäudes respektvoll behandeln, anstatt das Werk des Architekten egozentrisch in den Vordergrund drängeln? Darüber darf diskutiert werden.

Tatsächlich nachhaltiges Bauen setzt Respekt voraus und Generationen übergreifende Teamarbeit. Kurzlebige Bautechnik, schadenanfällige Detaillösungen oder Materialien, die nicht in Würde altern können, haben kaum mit guter Architektur zu tun. Da kann der Entwurf noch so spektakulär sein.

„Nachhaltige Architektur“? Ja, klar. Oder wollen Sie ein Gebäude, dass morgen schon abbruchreif aussieht, weil es so modisch flach designed war oder einfach schäbig aussieht, weil es kaum zu pflegen ist? Nachhaltigkeit ist weit mehr als ein Haus z.B. in Polystyrol oder Mineralwolle einzupacken oder eine Wärmepumpe einzubauen.

Ach ja, wo wir beim Thema sind: Das Klima in den Räumen der Architekturen, sollte für die Nutzer nicht erträglich sein, sondern angenehm wohltuend. Auch das ist eine Grundleistung, die durch den Entwurf und die Baukonstruktion bestimmt wird und erst danach durch technischen (Energie-)Aufwand.

Die „Nörgeleien“ werden in loser Folge immer wieder einmal den Finger auf diese, meist wunden, Punkte setzen und fragen, wann Architektur tatsächlich gut ist. Je großspuriger der Anspruch ist, desto anspruchsvoller und schärfer wird die Kritik sein. Wer die Maßlatte hoch legt, wird an ihr gemessen – an vermeintlich banalen Details.

Ja, es werden auch vorbildliche Beispiele gezeigt werden.

Kommentare sind per Email sehr willkommen.

Landschaftsbezogene Ortsentwicklung Erkensruhr

Ein Forschungsprojekt, das eine ganzheitliche, biokybernetische Herangehensweise an das Thema „Ländliche Ortsentwicklung“ darstellen möchte. Erkensruhr wurde beispielhaft ausgewählt, weil die Autoren dort einige Jahre gerne gelebt haben.

Erkensruhr Titel

Die Fragestellung ist „Wie kann der Ort, das Tal Erkensruhr siedlungsgestalterisch entwickelt werden, um das Tal nicht weiter zu zersiedeln und gleichzeitig attraktiver für Neuansiedlungen und Tourismus zu machen. So soll sich auch die wirtschaftliche Lage des Ortes verbessern. Das Projekt wurde zwar bereits 1988 begonnen, jedoch hat es in seiner Vorbildhaftigkeit nichts an Aktualität verloren – im Gegenteil. Mit der Schaffung des angrenzenden Nationalpark Eifel und der Wiederbelebung der Burg Vogelsang bestehen ungleich bessere Voraussetzungen als damals, um dem Forschungsprojekt ein konkretes Entwicklungsprojekt folgen zu lassen. Erste Ansätze in die richtige Richtung lassen sich bereits erkennen.

Nach einer ausführlichen Strukturanalyse werden Vorschläge dargestellt, die aus dem „einfachen Nebental“ einen attraktiven Landschaftsgarten machen. Das Ziel ist sanfter Tourismus um den Natur- und Kulturraum Eifel erlebbar zu machen, Wertschätzung und Respekt für die ländlichen Lebensformen als Gegensatz zur ausbeuterischen Großspurigkeit der Ballungsräume.

Hier finden Sie die Präsentation (8 MB) der Arbeit.

 

Nachhaltigkeit – mehr als ein Modewort

Im Jahr 2002 hatte ich die Ehre am Kongress „Beyond Sustainability“ an der TU Eindhoven teilzunehmen, als Zuhörer, Vortragender und Fachgruppenleiter. Ich hatte dort die ersten Ergebnisse meiner Forschungen vorgestellt, die zum „D.E.S.-Modell“ führten. Es ist ein Berechnungsmodell zur dynamischen Bewertung ökologischer Qualitäten von Baumaterialien, Bauteilen und kompletten Gebäunden, das ohne „Messen und Wiegen“ von Inputs und Outputs auskommt. Es geht dabei darum, den Systemcharakter von Ökosystem auf die Bewertung von Bausystemen in Bezug zu deren Nachhaltigkeit zu bewerten. Nachhaltigkeit ist kein linearer Prozess, sondern ein mehrdimensionales System. Der übersprapazierte Modebegriff „Nachhaltigkeit“ hat damit nur wenig zu tun.

Ich will hier keine der gängigen Definitionen von Nachhaltigkeit oder die Herkunft des Wortes und seines Sinns wiederholen. Wenn ich von Nachhaltigkeit rede, geht es mir um Folgendes:

  • um gleichgewichtiges Geben und Nehmen innerhalb eines definierten Systems und
  • um gleichgewichtiges Geben und Nehmen zwischen einzelnen Systemen,
  • damit es dauerhaft stabil funktioniert.

Dabei kommt es auf Qualitäten und nicht auf Quantitäten an. Die Studie „Die Grenzen des Wachstums“ im Auftrag des Club of Rome, erstmals 1972 veröffentlicht und zu letzt 2012 aktualisiert, erklärt in beeindruckender Weise, welche Grenzen ein ungeregeltes „Höher, Schneller, Weiter, Größer, Mehr“ hat. Eine Raupe frist ihr Leben lang so viel es irgend geht. Dann hat sie zwei Möglichkeiten: sie frist weiter und geht zugrunde, was sie nicht tut, oder sie hört auf zu fressen, verpuppt sich und verarbeitet all die gefressene Energie so, dass aus Ihr ein Schmetterling wird. Aus der schweren Raupe wird ein leichtes Flugzeug. Wachstum? Ja, ein qualitatives. Lassen Sie es mich einmal ganz doof sagen: statt mehr Viel, mehr Gut.

Nachhaltiges Handeln ist anscheinend also mehr als nur „nur entnehmen, was nachwächst“. Nachhaltiges Handeln ist systemisches Handeln, ist denken in vernetzten Systemen. Prof. Frederic Vester hat dies sehr gut verständlich und anschaulich in den 1970er und 80er Jahren publik gemacht. Das ist nach wie vor uneingeschränkt gültig.

Vester Leitmotiv 500   ArchPlus 51-52 575   oekologisches bauen 500

In der aktuellen Lehre des „International Business Management“ spielt inzwischen das „Sustainable Management“ eine zukunftsweisende Rolle. Es beschränkt sich nicht auf nachhaltiges Wirtschaften. Das konnte übrigens jede Hausfrau schon immer. Fragen Sie einmal Ihre Großmutter. Die Belange der ökologischen und der sozialen Marktwirtschaft sind untrennbarer Bestandteil nachhaltigen Handelns.

Im Bauwesen ist Nachhaltigkeit heute einfach. Es gibt genügend Techniken und Baustoffe. Es gibt genügend Erfahrung und Know-how. Es muss jetzt nur getan werden …

… Sie sind an der Reihe! Ich stehe Ihnen gerne zur Seite.

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