Im Jahr 2002 hatte ich die Ehre am Kongress „Beyond Sustainability“ an der TU Eindhoven teilzunehmen, als Zuhörer, Vortragender und Fachgruppenleiter. Ich hatte dort die ersten Ergebnisse meiner Forschungen vorgestellt, die zum „D.E.S.-Modell“ führten. Es ist ein Berechnungsmodell zur dynamischen Bewertung ökologischer Qualitäten von Baumaterialien, Bauteilen und kompletten Gebäunden, das ohne „Messen und Wiegen“ von Inputs und Outputs auskommt. Es geht dabei darum, den Systemcharakter von Ökosystem auf die Bewertung von Bausystemen in Bezug zu deren Nachhaltigkeit zu bewerten. Nachhaltigkeit ist kein linearer Prozess, sondern ein mehrdimensionales System. Der übersprapazierte Modebegriff „Nachhaltigkeit“ hat damit nur wenig zu tun.
Ich will hier keine der gängigen Definitionen von Nachhaltigkeit oder die Herkunft des Wortes und seines Sinns wiederholen. Wenn ich von Nachhaltigkeit rede, geht es mir um Folgendes:
- um gleichgewichtiges Geben und Nehmen innerhalb eines definierten Systems und
- um gleichgewichtiges Geben und Nehmen zwischen einzelnen Systemen,
- damit es dauerhaft stabil funktioniert.
Dabei kommt es auf Qualitäten und nicht auf Quantitäten an. Die Studie „Die Grenzen des Wachstums“ im Auftrag des Club of Rome, erstmals 1972 veröffentlicht und zu letzt 2012 aktualisiert, erklärt in beeindruckender Weise, welche Grenzen ein ungeregeltes „Höher, Schneller, Weiter, Größer, Mehr“ hat. Eine Raupe frist ihr Leben lang so viel es irgend geht. Dann hat sie zwei Möglichkeiten: sie frist weiter und geht zugrunde, was sie nicht tut, oder sie hört auf zu fressen, verpuppt sich und verarbeitet all die gefressene Energie so, dass aus Ihr ein Schmetterling wird. Aus der schweren Raupe wird ein leichtes Flugzeug. Wachstum? Ja, ein qualitatives. Lassen Sie es mich einmal ganz doof sagen: statt mehr Viel, mehr Gut.
Nachhaltiges Handeln ist anscheinend also mehr als nur „nur entnehmen, was nachwächst“. Nachhaltiges Handeln ist systemisches Handeln, ist denken in vernetzten Systemen. Prof. Frederic Vester hat dies sehr gut verständlich und anschaulich in den 1970er und 80er Jahren publik gemacht. Das ist nach wie vor uneingeschränkt gültig.
In der aktuellen Lehre des „International Business Management“ spielt inzwischen das „Sustainable Management“ eine zukunftsweisende Rolle. Es beschränkt sich nicht auf nachhaltiges Wirtschaften. Das konnte übrigens jede Hausfrau schon immer. Fragen Sie einmal Ihre Großmutter. Die Belange der ökologischen und der sozialen Marktwirtschaft sind untrennbarer Bestandteil nachhaltigen Handelns.
Im Bauwesen ist Nachhaltigkeit heute einfach. Es gibt genügend Techniken und Baustoffe. Es gibt genügend Erfahrung und Know-how. Es muss jetzt nur getan werden …
… Sie sind an der Reihe! Ich stehe Ihnen gerne zur Seite.