Archiv der Kategorie: Architekturkritik

1980, 1982, …

Es komme bitte keiner, der meint
klimaneutrales, energiesparendes, CO2-sparendes,
gesundes, nachhaltiges Planen
in Hohbau, Städtebau und Landplanung
sei in irgendweiner Weise neu.

 

Was Architektur mit Schmetterlingen zu tun hat

Die Landwirtschaft ist schuld daran, dass es immer weniger Insekten gibt – Falsch!

Gerade eben habe ich mich in meinem Garten an einem Kohlweißling, einen Admiral und diesen Schwalbenschwanz freuen können. In einem Garten in Aachen-Haaren freuen sich die Bewohner auf die Äpfel und Blaubeeren. Die Himbeeren sind bereits gegessen.

  

 

Weiteres zum Thema:

Das Problem mit der Hitze hat Freiburg genauso wie New York.
Klimaforscher warnen schon seit langem: Unsere Städte heizen sich auf. Doch Stadtplaner wissen immer noch nicht so recht, was sie dagegen tun sollen. (FAZ)

Gründach noch immer exotisch.
So sehen sie aus, die meisten Flachdächer. Fragt sich warum? Sie sind häßlich und wenig intelligent.

Grüne Fassaden helfen doppelt
Städte sind meist von Beton und Stein dominiert. Bis auf Parks, Straßenbäume und Balkone gibt es oft nur wenig Grün. Doch das ließe sich durch vermehrte Begrünung von Hausfassaden ändern – zum großen Vorteil von Natur und Stadtbewohnern gleichermaßen. Denn wie eine Studie nun bestätigt, wirken begrünte Fassaden nicht nur wie eine natürliche Klimaanlage, sie filtern auch messbare Mengen von Schadstoffen wie Stickoxiden und Feinstaub aus der Luft. (wissenschaft.de)

 

Für eine andere Architektur

Wenn die Städte ein Problem mit der Luftqualität haben, haben sie wohl recht. Doch es sind nicht die Diesel-PKW die Ursache. Es ist die Stadtarchitektur. 1981 wurde dieses Buch geschrieben.

Ein weiteres, herausgegeben vom Umweltbundesamt (!) 1982:

Es waren nicht die ersten und nicht die letzten ihrer Art, in jedem fall sehr lesenswert – heute.

Was hat Stadtarchitektur z.B. mit Pendlern zu tun und dem Einfamilienhaus am Stadtrand? Die dicke Luft machen nicht die Autos. Es sind die Ursachen, warum sie benutzt werden.

 

Städte stöhnen wegen der schlechten Luftqualität

Die Städte stöhnen wegen der schlechten Luftqualität, gegen die sie nicht ankommen. Dabei wäre es so einfach. Schauen wir uns nur einmal die Dächer in den Städten an. Graudächer werden noch immer Gründächern bevorzugt. Mir  ist kein Bebauungsplan bekannt, der Gründächer vorschreiben würde. Wohl aber gibt es eine Reihe guter Beispiele – leider eben Einzelstücke (siehe u.a. den Literaturhinweis unten).

  

Vergleichen wir Graudach vs. Gründach:

Flächenversiegelung: 0:1
Sauerstoffproduktion: 0:1
Kohlendioxidverbrauch: 0:1
Staubverringerung: 0:1
Temperaturausgleich: 0:1
Feuchteausgleich: 0:1
Gerüche: 0:1
Lärmreduktion: 0:1
Wasserrückhaltung, Entwässerung: 0:1
Brandschutz, harte Bedachung: 1:1
Brandschutz, weiche Bedachung: 0,5:1
Lebensraum für Insekten & Co: 0:1
Ästhetik: -:- (da halte ich mich hier einmal raus)
Psychologische Wirkung (Wohlbefinden, Stressreduktion) 0:1
Flachdachtauglichkeit: 1:1
Steildachtauglichkeit: 1:1
Dachgewicht: 1:0,5
Montage: 1:1
Dachhaut, Lebensdauer: 0:1
Dachhaut, Pflege: 1:1
Dachhaut, Invetitionskosten: 1:1 – 1:0,5
_____________________________________________
Graudach 7,5 : Gründach 19 Punkte

Nun, warum stöhnen die Städte? Während immer teurere und immer nutzlosere Investitionen für die Einhaltung der Energieeinsparverordnungen (EnEV) vom Bürger verlangt werden, bleibt die Forderung nach Gründächern außen vor. Dabei sind Investitionen hier wesentlich rentabler als nur allein die letzte Verschärfung der EnEV. Das gilt übrigens auch bei den vorbildlichen Bauten der öffentlichen Hand…

Damit mir nun keiner glauben muss, was ich hier behaupte, lese er nach:

Gernot Minke
„Dächer begrünen – Planung, Ausführung, Praxistipps“
ökobuch-Verlag
2000 / 2016

Prof. Minke ist einer „der Päpste“ des Lehmbaus und des ökologischen Bauens. Derzeit wird sein Werk bei der documeta 14 in Kassel geehrt.

Es gibt seit den 1980er Jahren eine Reihe weiterer, guter, fundierter Literatur zum Thema.

 

 

Wiederentdeckt zum Thema Küchen

Es ist aktueller denn je. Eine Küche zuhause ist eben keine Fernsehküche und auch kein wirklich taugliches Mittel Status zu zeigen. Eine Küche ist viel mehr. Sehr zu empfehlen und im ökobuch-Verlag neu aufgelegt:

Architekturkritisches ergibt sich beim lesen des Buches von allein. Da brauche ich hier gar nicht an den überzogenen teuren, beeindruckend anzusehenden – wehe wenn sie gebraucht werden – Hochglanzküchen rumzumeckern. Viel Spaß dabei!

 

Gründach noch immer exotisch

So sehen sie aus, die meisten Flachdächer. Fragt sich warum? Sie sind häßlich und wenig intelligent. Häßlich? Naja, ich glaube, das sieht jeder. Dumm, weil Bitumenpappen weder wirklich einfach zu verlegen sind, z.B. im Vergleich zu wurzelfesten EPDM-Bahnen, noch sind sie besonders dauerhaft. Während Gründächer gerne ohne weiteres 30 Jahre und länger halten, müssen Bitumendächer nach 10 Jahren zumindest nachgebessert werden. Die grauen Dachdichtungen müssen Temperaturdifferenzen von 80 – 100° C aushalten. Im Sommer können es im Tagesrythmus gerne 60 – 80° C sein. Bei einem Gründach sind es nur rund 25° C. Das bedeutet für die Dichtbahn erheblich weniger Stress. Belastungen durch UV-Bestrahlung gibt es beim Gründach auch nicht.

Thema sommerlicher Wärmeschutz. Die Temperatur einer besandeten Bitumenbahn beträgt schnell 80° C bei direkter Sonneneneinstrahlung, die einer Dichtbahn unter einer Begrünung, wie gesagt, etwa 25° C. Hinzu kommt die Phasenverschiebung, also die Trägheit der Erwärmung nach der kühlen Nacht, ein wichtiger Faktor beim sommerlichen Wärmeschutz.

Was kostet ein Gründach? Es ist naturgemäß etwas teurer als keine Begrünung, denn es ist ja etwas auf dem Dach, was sonst dort nicht wäre. Das Verlegen der Dachdichtung kostest nicht mehr. Es kann sogar billiger sein. Wenn EPDM-Bahnen deutlich teurer sind als Bitumenbahnen liegt das nicht am Material, sondern am Verarbeiter. Es gibt sehr aufwendige Gründachaufbauten, die einiges an Geld kosten, auch wenn sie gut sind. Ich halte sie allerdings meist für übertrieben. Es geht auch kostengünstig einfach – auch in Eigenleistung.

     
    

Die Bilder zeigen einen einfachen und recht dünnen Gründachaufbau, den ich 1987 über zwei Jahre getestet habe. Die Schichten von unten nach oben: wurzelfeste Dachdichtung, Blähton Dänage- und Wasserspeicherschicht, Filtervlies, Erdsubstrat, Sedumsetzlinge und Gräser-Kräuter-Saatmischung. Den Rest macht die Natur kostenlos.

Das zweite Bild oben zeigt ein von mir gebautes Gründach auf einem Gartenhaus im zweiten Jahr. Erstaunlicherweise hat das Haupthaus, ein 60er-Jahre-Flachdach-Bungalow, 20 Jahre später noch immer keine Dachbegrünung. Verstehen muss ich das nicht…

 

Holz-Lehm-Häuser ärmlich?

Es gab Zeiten da gab es Gründe warum Holz-Lehm-Häuser als ärmlich galten. Das lag weniger an der Qualität der Baumaterialien als an den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen. Gebildete Menschen wissen, dass das heute schon lange anders ist: Holz-Lehm-Häuser sind besonders wertvoll im Sinne nachhaltiger Gesundheitsprävention, Umweltverträglichkeit und Wertbeständigkeit.

 

Ärger um Dämmstoffmüll

Architekturkritik einmal anders:

Ein Kommentar zum, durchaus als beispielhaft anzusehenden, Artikel der Internetseite der Interessengemeinschaft Bauernhaus IgB zum Thema Polystyrol-Dämmung:

igb-aerger-um-daemmstoff-muell-161110

Da wird u.a. gefragt wer denn die Folgekosten, die Entsorgungskosten zu tragen hat. Nun, wer hat denn das Polystyrol gekauft? Wer hat sich nicht schlau gemacht – liebe Architekten, liebe Handwerker, liebe Bauherren? Liebe Käufer von derart falsch gedämmten Häusern, bedenkt beim Kaufpreis eben diese (und andere ähnliche) Folgekosten, denn sonst seid Ihr die Dummen, die die Zeche bezahlen. Keiner wurde gezwungen Polystyrol oder andere Nichtnaturbaustoffe zu kaufen. „Der Verbraucher ist immer der Dumme“ – hm, wieso eigentlich? Anbieten kann doch jeder was er will, darum müssen wir doch nicht alles kaufen. Oder wie war das mit dem mündigen Bürger? …

Kleine Anmerkung: Aus meinen Baustellen hat es noch nie Polystyrol und auch keine Ortschäume welcher Art auch immer gegeben. Es war nie nötig.